Accessibility: Barrierefreiheit und Inklusion im E-Commerce

Accessibility: Barrierefreiheit und Inklusion im E-Commerce

Von Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen bis zu rechtlichen Grundlagen wie ADA und EAA – wir zeigen dir, wie du deinen Online-Shop durch einfache Maßnahmen barrierefrei gestaltest

 

 

In der digitalen Welt spielt Barrierefreiheit eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass alle Menschen – unabhängig von ihren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten – gleichberechtigt auf Informationen und Dienstleistungen zugreifen können. So leben weltweit über 1,3 Millionen Menschen mit Behinderung, doch trotzdem ist nur ein kleiner Bruchteil des Internets für diese Gruppe uneingeschränkt zugänglich. Im E-Commerce geht es darum, Online-Shops so zu gestalten, dass sie von Menschen mit verschiedenen Behinderungen ohne Einschränkungen genutzt werden können, einschließlich solcher mit Seh- oder Hörbehinderungen sowie motorischen Einschränkungen.

Das Design deines Shops sollte daher einige Umstände berücksichtigen, um die Nutzung möglichst komfortabel zu gestalten. Wie genau du vorgehen kannst, welche Hilfsmittel dir zur Verfügung stehen und welche Vorteile du aus einem barrierefreien Shop ziehen kannst, zeigen wir dir in diesem Beitrag.



 

Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen im E-Commerce


Etwa 15% der Weltbevölkerung leben mit irgendeiner Form von Behinderung, was einem erheblichen Anteil der Gesellschaft entspricht. Darunter zählen vor allem:

  1. Sehbehinderungen: Menschen mit Sehbeeinträchtigungen haben Schwierigkeiten, dünnlinige Elemente, kleine Schriftarten oder schlecht kontrastierende Farben auf Websites zu erkennen. Hierzu zählen auch Einschränkungen aufgrund von Farbsehschwächen, wie etwa Rot-Grün-Sehschwächen. Auch sie treffen im Internet immer wieder auf Probleme.
  2. Hörbehinderungen: Gehörlose oder schwerhörige Menschen können Probleme haben, audiovisuelle Inhalte wie Videos zu verstehen, die keine Untertitel oder Transkriptionen bieten.
  3. Motorische Einschränkungen: Menschen mit motorischen Einschränkungen können Schwierigkeiten haben, kleine Schaltflächen oder komplizierte Navigationskomponenten mit der Maus zu bedienen. Eine rein mausgesteuerte Website kann sie ausschließen.

Ein barrierefreier Online-Shop ermöglicht es Benutzern mit Sehbehinderungen, die Website zu navigieren, indem beispielsweise Tastenkombinationen angeboten werden. Zusätzlich sollten Untertitel für Audio- und Videoinhalte bereitgestellt werden, um Menschen mit Hörbehinderungen den Zugang zu den Inhalten zu ermöglichen.



 

Die Bedeutung der Barrierefreiheit im E-Commerce


Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen digitale Angebote nutzen können, unabhängig von ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Die Frage, warum dein Shop barrierefrei aufgestellt sein sollte, ist vor allem aus sozialer Sicht schnell zu beantworten: Jeder hat ein Recht auf Teilhabe - auch im Internet. Dabei gibt es in einer offenen Gesellschaft kein Platz für Diskriminierung und Ausgrenzung.

Trotzdem gibt es inzwischen auch diverse rechtliche Grundlagen, wie den Americans with Disabilities Act (ADA) in den USA und der European Accessibility Act (EAA) in Europa, die eine Barrierefreiheit im E-Commerce in den unterschiedlichsten Ländern vorschreiben.



 

Rechtliche Aspekte der Barrierefreiheit im E-Commerce

 

Americans with Disability Act


 

Americans with Disabilities Act (ADA)

Americans with Disabilities Act (ADA) ist ein bahnbrechendes US-Bundesgesetz, das  darauf abzielt, Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen zu ermöglichen. Was ursprünglich auf physische Räume beschränkt war, wurde im Laufe der Zeit auf das Internet ausgeweitet, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen online die gleichen Chancen haben wie Menschen ohne Behinderungen. Das Gesetz gilt dabei nicht nur für US-basierte Online-Shops, sondern auch für internationale Unternehmen, die ihre Dienste in den USA anbieten.



European Accessibility Act (EAA)

Im Jahr 2019 hat die EU zudem den European Accessibility Act (EAA) mit ähnlichen Anforderungen für Unternehmen in Europa ins Leben gerufen. Damit sind nun auch alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, bis 2025 eine gesetzliche und national gültige Grundlage zu schaffen und umzusetzen.



 

Maßnahmen zur Verbesserung der Accessbility im E-Commerce

Aus deinem Webshop ein inklusives Einkaufserlebnis zu gestalten, scheint auf den ersten Blick super aufwändig und komplex. Dabei gibt es eine Vielzahl an kleinen, einfachen Maßnahmen, die deinen Content bereits sichtbarer machen. Dazu gehört, dass Websites auch von Nutzer:innen, die nur eine Tastatur benutzen, genutzt werden können, dass die Größe des Textes verändert werden kann, ohne dass Inhalte verloren gehen, und dass Bilder mit alternativen Textbeschreibungen versehen sind. Damit auch Menschen mit Hörbehinderungen den Inhalt der Website verstehen können, sollte dein Shop mit Untertitel für Audio- und Videoinhalte bereitgestellt werden.

Neben den genannten Punkten gibt es noch weitere Maßnahmen, die deinen Shop inklusiver gestalten:

  1. Formulare und Eingabefelder: Klare Beschriftungen und hilfreiche Fehlermeldungen vereinfachen die Nutzung für alle, einschließlich Menschen mit motorischen Einschränkungen. Eine klare und intuitive Navigation mit gut sichtbaren Links und Schaltflächen erleichtert zusätzlich die Bedienung.
  2. Responsive Design: Ein responsives Design gewährleistet, dass dein Shop auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen optimal funktioniert.
  3. Schriftarten und Lesbarkeit: Verwende gut lesbare Schriftarten und achte auf ausreichende Zeilenabstände.
  4. Grafiken und Diagramme: Stelle sicher, dass Grafiken und Diagramme für alle verständlich sind, indem du alternative Textbeschreibungen hinzufügst. ALT-Texte erklären, was zu sehen ist beziehungsweise welche Funktion Buttons besitzen.  Diese können von sogenannten Screenreadern in Audio-Formate umgewandelt und vorgelesen werden, damit auch Menschen mit Sehbehinderungen die Inhalte verstehen können.
  5. Kundensupport: Stelle einen barrierefreien Kundensupport sicher. Dazu gehören unter anderem Telefonnummern mit Sprachausgabe und eine leicht zugängliche E-Mail-Adresse für Kunden mit Sehbehinderungen.

 

Um dir eine grobe Checkliste zur Orientierung zu geben, bietet Shopify dir einen groben Leitfaden für die barrierefreie Erstellung deines Shops. Über Erweiterungen aus dem Shopify-App-Store lassen sich außerdem Optionen wie das automatische Vorlesen von Texten oder vorbereitete Farbschemata für Buttons etc. einbinden.



 

Kosten, Nutzen - oder beides?


Ganz nüchtern betrachtet, bietet dir ein barrierefreier Store auch persönlich einige Vorteile.

Die Inklusion aller Kunden, unabhängig von ihren Einschränkungen, trägt zu einem positiven Markenimage bei und zeigt ein soziales Verantwortungsbewusstsein. Ein barrierefreier Online-Shop kann außerdem zu mehr Conversions und Verkäufen führen, da er eine größere Zielgruppe anspricht. Zudem ist die Schaffung eines barrierefreien Webshops zukunftssicher, da Gesetze und Vorschriften zur Barrierefreiheit zunehmend verschärft werden.

Barrierefreie Websites verbessern auch das SEO-Ranking, der Suchmaschinen barrierefreien Inhalten eine höhere Relevanz zuweisen. Darüber hinaus können Websites mit guter Barrierefreiheit eine niedrigere Bounce-Rate aufweisen, da Benutzer eine positive Erfahrung machen und länger auf der Seite bleiben.



 

Die Konsequenzen von ADA-Verstößen


In den letzten Jahren haben es mehrere Unternehmen versäumt, die Anforderungen des ADA einzuhalten. Die Nichteinhaltung kann für Unternehmen allerdings schwerwiegende Folgen haben. Klagen von Menschen mit Behinderungen sind keine Seltenheit und können zu hohen Geldstrafen und Schadensersatzzahlungen an Betroffene führen. Die Höhe der Strafen für einen Verstoß hängt von der Art des Verstoßes und der Schwere des Falles ab.



 

Einkaufen für alle - ein integratives Erlebnis


Barrierefreiheit im E-Commerce ist für die Schaffung einer integrativen digitalen Welt, in der alle Menschen Zugang zu Informationen und Dienstleistungen haben, von entscheidender Bedeutung. Ab 2025 müssen nach dem EAA auch in Europa alle Websites und Online-Shops barrierefrei zugänglich sein. Dabei ist ein barrierefreier Store nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein ethisches Anliegen. Wer sicherstellt, dass seine digitale Präsenz für alle zugänglich ist, fördert ein positives Markenimage, erweitert seine Zielgruppe und trägt zu einer inklusiven Online-Welt bei. Gleichzeitig befasst sich Accessibility intensiv mit den Themen SEO und UX, die ohnehin auf jeder E-Commerce-Agenda stehen sollten.

Ein barrierefreier Shop – gut wahrnehmbar, einfach zu bedienen, verständlich und mit zahlreichen Endgeräten kompatibel – kann dein eigener Beitrag dazu sein.